Samstag, 12. Dezember 2009

Asche zu Asche

Warum brennt ein bestimmtes Holzfeuer?

A: Weil eine gewisse chemische Reaktion abläuft.
B: Weil ich es mit einem Streichholz angezündet habe.
C: Weil ich Kartoffeln rösten will.

Mit diesem Beispiel will Hans Kessler wohl den Erklärungsanspruch des Naturalismus zugunsten der Religion in die Schranken weisen (zugegeben, es ist nicht aus dem Originaltext "Evolution und Schöpfung in neuer Sicht" genommen, sondern aus der Rezension). Da frage ich mich, ob der Autor zurück zur aristotelischen Metaphysik will, der doch zumindest sehr weit zurück in der Zeit? Denn die erste Einschränkung des Begriffs der Ursache, die ich kenne, ist immerhin schon von 1739 (n. Chr.):
"Since therefore 'tis possible for all objects to become causes or effects to each other, it may be proper to fix some general rules, by which we may know when they really are so.
(1) The cause and effect must be contiguous in space and time.
(2) The cause must be prior to the effect.
(3) There must be a constant union betwixt the cause and effect. 'Tis chiefly this quality that constitutes the relation.
(4) The same cause always produces the same effect, and the same effect never arises but from the same cause. This principle we derive from experience, and is the source of most of our philosophical reasoning."

(David Hume, A Treatise of Human Nature, Book I, Part III, Sect. XV)

Interessanterweise schöpfen aber nicht nur gottlose Naturalisten, sondern auch christliche Theologen aus dieser Quelle philosophischen Denkens. Z.B. bei Edward Nieznański, "Gründe, Zureichende Gründe und Gottesbeweise Ex Contingentia Mundi" (in dem bereits erwähnten Band über Gottesbeweise):
"x ist ein Grund der Existenz für y genau dann, wenn es unmöglich ist, daß y ein Seiendes und x kein Seiendes ist."
Das klingt doch schon nach einer ziemlich "modernen" Auffassung von Ursache. Und man sollte meinen, daß Antwort C nach dieser Auffassung auch kein Grund für das Feuer ist. Denn selbst wenn mein Wunsch als etwas Seiendes zählen würde - ich kann durchaus Kartoffeln rösten wollen, ohne das gleich ein Feuer brennt (Bei Kartoffeln kenne ich das jetzt nicht aus eigener Erfahrung. Aber ich habe schon ziemlich häufig Grillrippchen essen wollen, ohne das auch nur die kleinste Spur davon auf meinem Teller zu finden gewesen wäre. Machmal waren sie dann aber doch in dem Moment da...).
Und da ist sie wieder, diese beeindruckende Fexibilität in der Argumentation für den Glauben: Wenn eine "naturalistische" Auffassung von Ursache und Wirkung hilfreich ist, um für Gott zu argumentieren, dann verwendet man eben diese. Aber falls es dann doch jemand zu weit mit dieser Ansicht treiben sollte, wechselt man lieber zurück in die bequemere Welt teleologischer Ursachen.
Da scheint die Wahl der Argumentationsmittel alleine davon abzuhängen, ob man mit ihnen zu den gewüschten Schlußfolgerungen gelangt.

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