Sonntag, 7. März 2010

Gekreuzigte Frauen

Lassen wir heute mal den Hobbyanalytiker raus und betrachten wir Kreuzigungen. Unter psychologischen Gesichtspunkten haben sie eine ganze Menge zu bieten:
Da gibt es das Aufnehmen harten Eisens in den Körper. Dann gibt es die Passivität und Hilflosigkeit des Gekreuzigungsopfers, zusammen mit Schmerz, mit dem Erdulden des Leids. Und die Körperhaltung am Kreuz ist ausgesprochen interessant. Ausgebreitete, offene Arme, die einladen und schutzlos machen. Und dabei züchtig geschlossene Beine, die das Geschlecht dem Zugriff des Zuschauers zu entziehen scheinen. Könnte man da eine erotische Aufladung der Kreuzigung abstreiten? Aber Begriffe wie Aufnehmen, Passivität, Erdulden, die ausgebreiteten Arme, sind das nicht alles klassisch weibliche Attribute? Da ist die Darstellung und die Betrachtung einer Frau am Kreuze doch viel logischer, viel angemessener, viel interessanter. Es spricht wohl für die Macht der christlichen Kirchen, das sich ans Kreuz geschlagene Frauen fast ausschließlich in zweifelhaften Filmen und Texten oder in den Schmuddelecken des Internets finden. Und wenn doch ein Künstler offen einen weiblichen Körper am Kreuz präsentiert, dann ist das immernoch für einen Skandal gut. Selbst die Justiz ist mit dabei, um religiöse Gefühle zu verteidigen, und Politiker empören sich. Aber kann die Darstellung einer gekreuzigten Frau überhaupt religiöse Gefühle verletzen? Sehr spannend ist da auf jeden Fall eine kleine Tour durch französische Kirchen. Denn wie ist es denn z.B. mit diesem Fenster (um 1250 n. Chr.) aus der Kirche des Couvent des Cordeliers in Châteauroux?Sind ja schon mal recht beeindruckende Brüste für einen Mann... Aber, mal vom Bart abgesehen, ist mir das Bild noch etwas zu verschlossen. Deutlich besser kommt die Figur in diesem Deckengemälde (um 1465 n. Chr.) aus der Kapelle des Château de Pimpéan in Grézillé zur Geltung:Keine schlechte Figur. Hier noch mal etwas deutlicher:Und da fühlen sich manche Christen durch gekreuzigte Frauen in ihren religiösen Gefühlen verletzt?
Ja, es ist schon pervers, wie ich religiöse Motive derart sexualisiere! Und Sexualisierung ist schließlich auch gefährlich, hat die Sexualisierung der Gesellschaft doch laut Bischof Mixa und Kardinal Schönborn wesentlich zum sexuellen Mißbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche beigetragen. Entschuldigen werde ich mich aber dennoch nicht für meine obszönen Ausführungen. Erst muß ich noch meine übrigen Fotos kirchlicher Wandgemälde zum Thema "Sexualisierung" sortieren. Dann gibt's aber mal einen richtigen Anschauungskurs zum Thema Kirche und gesellschaftliche Sexualisierung...!

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