Freitag, 16. April 2010

Auf dem Weg zum Gummikatholen

Und nun nochmal die Katholiken: Aus unerfindlichen Gründen stehen sie ja im Ruf, nicht gerade flexibel und auf der Höhe der Zeit zu sein. Aber da muß man mal klar feststellen: sie bessern sich gewaltig. Das sieht man, wenn man nur mal einen Schritt zurück macht, um das ganze Bild zu betrachten:
Nach dem Urteil gegen Galileo Galilei im Jahre 1633 hat es noch bis 1992 gebraucht, damit ein Papst zugibt, daß Herr Galilei doch irgendwo, von einem bestimmten Standpunkt aus, zumindest nicht weniger Recht gehabt hatte als die Heilige Kirche. Also brauchte es noch 359 Jahre, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Viel schneller ging es dann schon für andere. So hat die Kirche 1965 schon den Schritt gewagt, gewisse Bücher nicht mehr, wie seit 1559 üblich, für Katholiken strikt zu verbieten, sondern sie nur noch zu "mißbilligen". Dieser große Schritt ermöglichte es den katholischen Schäfchen nach nur 302 Jahren, René Descartes Meditationen zu lesen, wenn es denn unbedingt sein muß, ohne dafür also gleich direkt in die Hölle zu wandern. Und für die Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant bedeutet das sogar nur 138 Jahre Verzögerung! Es ging also schon immer schneller dem Zeitgeist hinterher. Und geradezu beeindruckend ist das rasante Tempo heute! Während selbst die deutsche Regierung noch zwei Jahre braucht, um festzustellen, daß in Afghanistan irgendsowas vor sich geht, das schon ziemlich nahe an einen Krieg heran kommt (aber das sind ja selbst Christdemokraten/-soziale), braucht ein Bischof wie Mixa nur noch ganz souveräne 15 Tage, um von einem "Ich bin klein, mein Herz ist rein" bei einem "Vieleicht habe mal irgendwann doch mal was gemacht, das in die Nähe von Schlagen kommt" anzukommen:

1. April 2010:
"Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden. Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe."

4. April 2010:
"Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe. Gewalt zwischen Menschen lehne ich grundsätzlich ab."

16. April 2010:
"Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann"

Also, es besteht noch Grund zur Hoffnung, wenn man nur nicht zu kleingeistig an die Sache herangeht! Ich mache mir sogar schon Sorgen, daß wir, sollte die Kirche weiter ihre Flexibilität so beachtlich steigern, bald womöglich ganz auf ihre feste, unerschütterliche moralische Anleitung verzichten müssen?

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