Mittwoch, 12. Mai 2010

Marx und die Sex-Regeln

Wenn sich Berufschristen zur Lage der Welt äußern, dann tun sie das gerne mit scheinbar vernünftigen Aussagen. So meinte der Erzbischof Reinhard Marx:
"Aber Sexualität braucht eine Ordnung, wenn sie nicht aus dem Ruder gehen soll." Und das stimmt wohl, wie immer wenn Menschen aufeinander treffen, sei es im Straßenverkehr, beim Fußball oder im Immobilienhandel. Ohne Ordung kommt es zu unangenehmen Auswüchsen. Und das das auch beim Sex so ist, weiß nicht zuletzt die Kirche genau. Natürlich könnte man am Rande mal fragen, warum denn die Christen gerade zum Thema Sexualität so viel lieber beitragen als zur Straßenverkehrsordung oder zum Fußball. Das Schaf aus der Herde des Herrn hat es da einfach mit der Antwort. Es kann ja nichts dafür, daß Gott sich nunmal mehr für Sex als für Fußball interessiert. Die Ungläubigen dagegen können schmunzeln oder den Kopf schütteln anbetracht dieser doch psychologisch sehr durchsichtigen Angelegenheit.
Und woher die Regeln kommen sollen, ist auch klar. Herr Marx und seine Kollegen sind da sicherlich gerne behilflich. Dabei sollte man nicht vergessen, daß wir auch ohne Einmischung von Gottes Experten Regeln für die Sexualität haben, nämlich das Sexualstrafrecht. Und dahinter steht, auch wenn gerade CDU-Politiker das gerne vergessen, der schöne Gedanke, daß man nicht mehr verbieten sollte als wirklich notwendig, um den Einzelnen vor seinen Mitmenschen zu schützen. Und sowenig wie es im Fußball notwendig ist, den Spielern zu verbieten, Unterwäsche in einer anderen Farbe als Blau zu tragen, so wenig ist es notwendig, beispielsweise Homosexuellen ihr Liebesspiel zu untersagen. Im Strafrecht, immerhin. Die Überzeugung dahinter ist wohl, daß erwachsene Menschen sehr wohl in der Lage sind, die Verantwortung für ihr Tun selbst zu tragen. Aber gerade damit tun sich die Christen schwer, mögen sie auch noch so sehr darauf hinweisen, wie wichtig der christliche Glaube für unsere Gesellschaft ist. Natürlich, auch sie betonen die Verantwortung und Entscheidungsfreiheit des Einzelnen. Doch hier ist die Entscheidung die, Gottes Geboten zu folgen oder eben nicht. Das ist eine ganz andere Art der Freiheit als die, die Gebote selbst aufzustellen. Und gerade die letzte Art der Freiheit macht ihnen große Angst. Der Vorwurf, Gott zu spielen, ist nicht umsonst das letzte Totschlagargument gegen diverse Arten menschlicher Unternehmungen, vom Bau des Flugzeugs bis zur künstlichen Befruchtung. Also muß der gottgeschaffene Mensch damit leben, gegebenenfalls ein Drängen zu verspüren, dessen Umsetzung Gott verboten hat.
Also, wenn man mich fragt: so einem Gott würde ich auch lieber nicht erlauben, Gott zu spielen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen