Samstag, 31. Juli 2010

Perverses für den Kunstliebhaber

Heute sind wir mal nicht so ganz jugendfrei und werfen einen kurzen aber mutigen Blick in die dunklen Abgründe menschlicher Gelüste (man wird verstehen, wenn ich aufs ausgiebige Verlinken heute mal verzichte). Denn es begeistert und fasziniert mich ja immer wieder, wie ein und dieselbe Tatsache aus verschiedenen Blickwinkeln ganz anders aussieht, ja wie sie sich ihre Wahrnehmung mitunter plötzlich in ihr Gegenteil verkehrt. Und das sieht man nirgends so eindrucksvoll und deutlich wie in der kunterbunten Finsternis der Perversionen.

Nehmen wir also mal einen Zeitgenossen, der dem prinzipiellen Reiz des inzestuösen Liebesspieles erlegen ist. Im Internet findet er ein reichhaltiges Angebot an "tabulosen Inzestspielen" aller Art, an deren Darstellung er sich im stillen Kämmerlein ergötzen kann:


Sicherlich, eine ausgesprochen widerliche und verdammenswerte Leidenschaft! Auf der anderen Seite allerdings, da berichtet selbst die Bibel:
Und Lot zog aus Zoar und blieb auf dem Berge mit seinen beiden Töchtern; denn er fürchtete sich, zu Zoar zu bleiben; und blieb also in einer Höhle mit seinen beiden Töchtern.
Da sprach die ältere zu der jüngeren: Unser Vater ist alt, und ist kein Mann mehr auf Erden der zu uns eingehen möge nach aller Welt Weise;
so komm, laß uns unserm Vater Wein zu trinken geben und bei ihm schlafen, daß wir Samen von unserm Vater erhalten.
Also gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken in derselben Nacht. Und die erste ging hinein und legte sich zu ihrem Vater; und der ward's nicht gewahr, da sie sich legte noch da sie aufstand.
Des Morgens sprach die ältere zu der jüngeren: Siehe, ich habe gestern bei meinem Vater gelegen. Laß uns ihm diese Nacht auch Wein zu trinken geben, daß du hineingehst und legst dich zu ihm, daß wir Samen von unserm Vater erhalten.
Also gaben sie ihrem Vater die Nacht auch Wein zu trinken. Und die jüngere machte sich auf und legte sich zu ihm; und er ward's nicht gewahr, da sie sich legte noch da sie aufstand.
Also wurden beide Töchter Lots schwanger von ihrem Vater.

(1. Mose, 19, 30-35)
Und wenn die Bibel solche illustre Geschichten erzählt, dann kann auch nichts dabei sein, wenn ein Maler sie illustriert. Und so kann dem Freund der familiären Liebelei auch ein Besuch im Rijksmuseum Amsterdam empfohlen werden:


Aber lassen wir es damit erst mal gut sein und sehen uns lieber ein bisschen unter Produkten um, wie man sie nicht unbedingt bei Lidl ans Herz gelegt bekommt. Darunter wäre zum Beispiel eine elegante und formschöne "Riesen Analspritze":


Was ich damit mache, bleibt also mir überlassen. Nur gut, daß ich über keine zu lebhafte Phantasie verfüge. Doch vieleicht werde ich hier auch nur deshalb von einer leichten Scham heimgesucht, weil diese Spritze nicht der richtigen Person gehört. Gehörte sie Napoleon Bonaparte, man könnte sie in einer Ausstellungsvitrine auf Schloß Fontainebleau bewundern:


Doch richten wir unseren Blick gleich wieder auf etwas höher gelegene Regionen des menschlichen Körpers. Denn auch für am Schmerz interessierte Zeitgenossen hält das Internet eine Unmenge an stimulierenden Anregungen zur Freizeitgestaltung bereit. Etwa das erotische Quetschen weiblicher Brustwarzen:


Und wer sich jetzt lieber schaudernd von den perversen Auswüchsen des Internets abwenden will, der kann ja zur Beruhigung seiner Nerven einen Besuch von Florenz in Erwägung ziehen. Der Palazzo Pitti etwa verfügt über eine beeindruckende Sammlung von Meisterwerken der Renaissance, die, wie z.B. in den Werken von Sebastiano del Piombo, auch gerne mal die ein oder andere erbauliche Märtyrergeschichte illustrieren:


Und selbst diejenigen, die ein bisschen Gezwicke in die Brust noch für teenagertaugliches Pipifax halten, finden online ein reiches Angebot an harten Foltercomics:


Ja, man mag sich an der Seele seiner Mitmenschen erschrecken! Die Kirche bietet da natürlich Trost. Den Altar der Heiligen Barabara in Schwaigern sollte man sich aber auf seiner Suche nach innerer Ruhe lieber nicht zu genau ansehen. Denn auch da finden sich Details, von denen empfindsame Gemüter gar nichts wissen wollen:


Und was soll das jetzt alles? Ob eine Darstellung nun jugendgefährdender und menschenverachtender Schund oder museumswürdiges Kulturgut ist, das mag von vielen Dingen abhängen. Von dem, was man in der Darstellung tatsächlich sieht, hängt es aber am wenigsten ab. Vieleicht lohnt es sich, das im Hinterkopf zu behalten, wenn man das nächste Mal nach einem Verbot von jugendgefährdenden und gewaltverherrlichendem Material verlangt, oder sich über die Museumstauglichkeit eines Kunstwerkes empört?

3 Kommentare:

  1. Die Folterkeller der Inquisition waren die ersten SM-Clubs überhaupt - naja, mit dem gegenseitigen Einverständnis hat es da noch gehapert ...

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  2. Ja, da ging's wohl kaum freiwillig in den Club hinein...

    Wieso man aber mittelalterlichen Darstellungen von Sex und Gewalt grundsätzlich andere und höhere Motive unterstellt als den modernen, das verstehe ich wirklich nicht.

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  3. Tja, das Eine dient eben der höheren Erbauung, das Andere nur der niedrigen Triebabfuhr ...

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