Dienstag, 15. Mai 2012

Erektionen in Milch

Daß Männer primitive Lebensformen sind, wissen alle Frauen der letzten 10 000 Jahre. Sein Lebensmittelpunkt baumelt dem Manne am Schambein herab und sein Selbstwertgefühl hängt an dessen Erektionsfähigkeit. Eigentlich ist es unter diesen Umständen nur folgerichtig, daß der Mann unter seinesgleichen ausgiebig davon zu erzählen hat, wie oft er es dem kleinen Luder aus der Nachbarschaft in der letzten Nacht [in seiner Phantasie] besorgte. Ein solches Selbstverständnis bleibt Frauen unbegreiflich. Zwar habe sie es gelernt, je nach Gusto therapeutisch ("Das macht doch nichts, es war auch so schön für mich.") oder sadistisch ("Ich hab gestern meiner besten Freundin erzählt, daß du ihn nicht hochkriegst. Sie meint, du könntest ja mal mit ihrem neuen Macker reden, der weiß, wie man Frauen befriedigt.") auf den Mann einzuwirken. Doch der Kern männlicher Selbstbehauptung bleibt ihnen dennoch im Grunde ein primitives Rätsel.
Giebelschmuck am "Städtischen Stillhaus" (um 1910).
Frauen dagegen sind ganz, ganz anders. Was Männern die Potenz, ist ihnen die Fähigkeit zum Stillen. Jahrzehnte des Feminismus hin oder her, entdecken auch gestandene Frauen die kleine Kristina Schröder in sich und glauben, nur dann eine richtige Frau zu sein, wenn sie auch Mutter sind und ihr Kind selbstverständlich an ihrem Busen nähren. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel bekam ich gerade heute wieder geboten. Da steht man mit der Mutter und den beiden kleinen Zwillingen an den Bäuchen festgeschnallt an einer Ampel. Eine völlig unbekannte Frau und Mutter mit eigenen Zwillingen im Kinderwagen kommt hinzu. Nach dem kurzen, wechselseitigen "Hallo, wie süß!" kam die fremde Frau sofort auf den Punkt: "Und, wie klappt es mit dem Stillen?" Und noch bevor man mehr als ein "Ach, also..." antworten konnte, kam gleich: "Also, ich habe meine Beiden sieben Monate und zwei Wochen ausschließlich mit meiner eigenen Milch gefüttert!" Und noch jetzt, mit fast zwei Jahren, dürfen ihre beiden Kleinen noch immer regelmäßig am mütterlichen Lebensquell kosten. Ja, und ich kann fünf Mal in der Nacht. Also, in jeder Nacht. Diese angemessene Erwiderung habe ich der Unbekannten aber nicht gegeben, sondern das Gespräch den beiden anwesenden Frauen allein überlassen. Männern bleibt dieses weibliche Selbstwertgefühl eh' ein Rätsel. Aber einen Satz wie: "Ich habe dem Hubert auf der Arbeit gesagt, daß du nicht genug Milch hast. Er meinte, du könntest ja mal mit seiner Frau reden, die weiß, wie man Babys versorgt." sollte ein Mann nur zu einer Mutter sagen, wenn er riskieren will, seinen letzten gesellschaftlichen Auftritt als Familientragödie in den Abendnachrichten zu haben.
Nur einen Unterschied gibt es zwischen der männlichen Potenz und dem Stillen der Frau. Wenn die Hydraulik im männlichen Schritt nicht mehr genug Druck aufbaut, kann der Mann immer noch Wolkenkratzer bauen, auf den Mond fliegen oder sich eine Porsche als sichtbares Symbol seiner Manneskraft anschaffen. Doch wie kann eine Frau ihre weiße Liquidität ähnlich zur symbolisch zur Schau tragen, sind die Brüste trocken gefallen? Weiße Farbe in den Springbrunnen kippen? Die Seerosen gießen?
Da zeigt es sich: Selbst in Sachen Primitivität ist der Mann der Frau voraus.

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