Freitag, 7. September 2012

Gute Randgruppe - schlechte Randgruppe

Das Landgericht Köln hatte in diesem Sommer entschieden, daß die Beschneidung von Jungen aus religiösen Motiven eine strafbare Körperverletzung darstelle. Anlaß für dieses Urteil war der Fall einer Beschneidung eines vierjährigen muslimischen Jungen mit Komplikationen.





Zeitverlauf:


5 Kommentare:

  1. Die Aufzählung der "Randgruppen" ist bestimmt meist nur alphabetisch sortiert. Ganz bestimmt!

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  2. du hättest mal versuchen sollen, nur mit einer Gruppe zu vergleichen

    gerade versucht, selbst überrascht -

    + Muslime

    + Juden

    (aktuell) gewinnen die Muslime mit 47,7 Tsd zu 43,5 Tsd

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  3. Kannst du genauer sagen, was man daraus ablesen soll?

    Ich würde erstmal behaupten, dass Juden und Muslime leichter von Zunge rollt als andersherum.

    Googelt man nach Beschneidungsurteil Juden -Muslime, oder Beschneidungsurteil Muslime -Juden, dann erhält man genau gleich viele Ergebnisse, etwa 27.000.

    Wenn die Google Ergebnisse von "muslime und Juden" und "Juden und Muslime" über die letzten Jahre (ich hab mal schnell 2008 bis 2012 verglichen) vergleicht, dann sieht man auch, dass letzteres deutlich öfter auftritt. 2012, 2001 und 2010 immer so um den Faktor 10.

    Bis vor der Beschneidungssache wurde "muslime und Juden" praktisch gar nicht benutzt (< 1k hits).

    Eine einzige stichprobe ( http://www.sueddeutsche.de/wissen/streit-um-das-beschneidungsurteil-ratio-zwischen-recht-und-religion-1.1411544 ) zeigt auch wies kommt: Erst nachdem man mehrmals Juden und Muslime geschreiben hat, kommt es in anderer Reihenfolge weil man sich nicht zigmal wiederholen will.

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    1. Ich würde hier lieber bei einem klar umrissenen Thema, eben dem Beschneidungsurteil, bleiben, und nicht alle Nennungen zum Thema Muslime und Juden im Laufe der Jahre betrachten. Denn hier ist der Fall noch übersichtlich, und die Interpretation (wenn man denn interpretieren will) kann man meinetwegen auch auf andere Themengebiete übertragen. Auch scheint mir die Lage noch komplizierter zu werden, wenn man Diskussionen nur über Juden oder nur über Muslime betrachtet. Daher meine Einschränkung auf Texte, die explizit beide Religionsgruppen betrachten wollen.

      Und da ist es zunächst einmal so, daß die Muslime eine zahlenmäßig erheblich größere Bevölkerungsgruppe darstellen aus die Juden. Ich weiß nicht genau, wie viele Muslime es in Deutschland gibt, aber es gibt ziemlich genau zwanzig Mal so viele Menschen "aus muslimisch geprägten Ländern" in Deutschland, als es Juden gibt. Und es waren auch Muslime, die diese Diskussion erst auf den Weg gebracht haben. Wenn eine deutlich größere Gruppe eine Diskussion in Gang bringt, die auch eine andere Gruppe betrifft, dann wäre mein naives Gefühl, daß diese größere Gruppe in dieser Diskussion natürlicherweise zuerst genannt wird, und dann die kleinere, ebenfalls betroffene Gruppe. Tatsächlich werden aber die vielleicht nur ein zwanzigstel der Betroffenen ausmachende Gruppe dreimal häufiger zuerst genannt - zumindest nach den Google-Trefferzahlen. Und ich denke nicht, daß sowas Zufall ist.
      Es mag sein, daß "Juden und Muslime" etwas leichter über die Lippen geht als "Muslime und Juden", aber bestimmt nicht nur aus sprachästhetischen Gründen. Soviel sperriger als "Juden" scheint mit "Muslime" als Wort auch nicht zu sein. Ich unterstelle da eher, daß man sich in Deutschland deutlich leichter und lieber für jüdische Belange einsetzt als für muslimische. Überspitzt gesagt, "Eine jahrtausendealte jüdische Tradition muß in Deutschland möglich sein" sagt sich viel leichter als "Eine jahrtausendealte muslimische Tradition muß in Deutschland möglich sein".
      Aber eine stärkere Gewichtung der Interessen einer religiösen Gruppe gegenüber einer anderen halte ich für grundsätzlich unpassend. Und im Falle der Muslime halte ich es für ein weiteres Zeichen für eine permanente, mal mehr mal weniger subtile Diskriminierung.

      Natürlich bin ich mir im klaren, daß ein Blick nur auf die Zahl von Google-Treffern eine Übervereinfachung darstellt. Weil dadurch aber das Bauchgefühl schnell bestätigt werden kann, mache ich es trotzdem immer mal wieder. Eigentlich sollte man sich die Mühe machen, und Texte aus klar umrissenen Quellen systematisch überprüfen. Dann würde man sehen, wie oft abgewechselt wird, welcher Gruppe mehr Raum gegeben wird, etc.
      Aber auch eine einzelne Stichprobe wie der genannte Artikel der Süddeutschen ist da nur wenig aussagekräftig. Ich habe nur 10 Sekunden gebraucht, um eine andere Stichprobe zu ergoogeln, in der berichtet wird, daß "Juden und Muslime gleichermaßen betroffen sind", die aber ganz offensichtlich ein viel stärkeres Gewicht auf die jüdische Seite legt.

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    2. Du hast recht, dass in Deutschland eher auf Juden als auf Muslime eingegangen wird.
      Deine Schlussfolgerung ist schon richtig, bei der Debatte gehts gefühlt um die Juden und nebenbei auch noch um die Muslime.
      Aber das beispiel ist imo kein Indiz dafür.

      Diese Sache betrifft beide Gruppen beidermassen. Man muss also beide erwähnen. Dann muss man aber beide Gruppen teilweise zusammen nennen, man muss also entweder "Juden und Muslime" oder "Muslime und Juden" sagen. Ich würde intuitiv immer ersteres benutzen.
      Ich denke, dass die Phonetik hier die Hauptrolle spielt und nicht die Semantik.

      Den Hauptpunkt, dass die Juden zuviel Aufmerksamkeit in den Medien erhalten, hätte ich lieber als Beitrag gelesen, als ein Bild, wo man hämisch sagt "hab ichs doch gewust".

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